Mutige Multiplikator_innen kämpfen für Abkehr von gewaltsamer Praktik

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Afrikanische Stimmen zu weiblicher Genitalverstümmelung in Hamburg; Foto: Plan

Heute ist UN-Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung*. Bei Plan International Deutschland gibt es seit kurzem ein neues Projekt gegen Genitalverstümmelung* in Hamburg:

Hamburg, 28. Januar 2015 – Bis zu 180.000 Mädchen und junge Frauen sind in Europa gefährdet, Opfer weiblicher Genitalverstümmelung* zu werden. Migrationsbewegungen und Globalisierung haben das Thema in unsere Gesellschaft geholt. Der UN-Tag gegen weibliche Genitalverstümmlung* am 6. Februar macht auf diese Menschenrechtsverletzung aufmerksam. Seit zwei Jahren führt die Kinderhilfsorganisation Plan International in Hamburg deshalb mit einflussreichen Mitgliedern afrikanischer Communities das Projekt „Change“ gegen weibliche Genitalverstümmelung durch. Multiplikator_innen klären über die schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen auf. Ziel ist es, in den afrikanischen Communities in Hamburg eine nachhaltige Abkehr von dieser schweren Menschenrechtsverletzung zu bewirken.

Aktuell nehmen an dem Hamburger „Change“-Projekt 14 Afrikanerinnen und Afrikaner im Alter zwischen 18 und 52 Jahren aus westafrikanischen Ländern teil, darunter zehn Frauen und vier Männer. Zu Beginn des Projektes wurden die Multiplikator_innen von Experten zu den gesundheitlichen und psychologischen Folgen sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland geschult. Seit März 2014 sind sie selber aktiv. Gwladys Awo aus Benin ist Hamburger Projektleiterin des Change-Projektes:

„Die Befürworter nennen religiöse und kulturelle Gründe oder berufen sich einfach auf die ‚Tradition‘. Viele Überlebende der weiblichen Genitalverstümmelung sind in Strukturen aufgewachsen, in denen die Gemeinschaft über das Individuum herrscht. Das bedeutet Macht der Männer gegenüber Frauen, Macht der Familie des Mannes gegenüber der angeheirateten Frau, Macht der Älteren gegenüber den Jungen. Wir kämpfen mit unserem Projekt für Verhaltensänderungen.“


Insgesamt haben die MultiplikatorInnen in den vergangenen Monaten in Hamburg bereits mehr als 40 private wie öffentliche Veranstaltungen gegen weibliche Genitalverstümmelung durchgeführt. Sie arbeiten zum Beispiel mit Imamen und anderen Entscheidungsträgern zusammen und haben eine eigene Sendung im Internetradioprogramm „African Heritage“ ins Leben gerufen.

Die Hamburger Aktivitäten finden im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Projektes „Change“ zur Beendigung weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland und anderen europäischen Ländern statt, welches von TERRE DES FEMMES initiiert wurde. Ab März 2015 wird das Hamburger „Change“-Projekt vom Plan-Stiftungszentrum gefördert.

Weiter Informationen zum Hamburger Projekt gibt es hier. Bei den AG-Materialien finden sich unter dem Projekt Guinea – Mädchen vor Beschneidung schützen Infomaterial zum Thema.

 

*Hinweis
Plan Deutschland benutzt sowohl den Begriff „weibliche Genitalbeschneidung“ als auch „weibliche Genitalverstümmelung“. Im Rahmen der Programmarbeit vor Ort und in der Kommunikation mit den Betroffenen verwenden wir, sofern dies von den Mädchen, Frauen und Gemeinden gewünscht wird, den Begriff der Beschneidung.Für Plan ist diese Praxis eine gravierende Menschenrechtsverletzung an Mädchen und Frauen, die konsequent bekämpft werden muss. Um das Schweigen über dieses gewaltsame Ritual zu brechen und auf politischer Ebene Unterstützung für die Beendigung dieser Tradition zu finden, reden wir in diesem Zusammenhang bewusst von „Verstümmelung“. Wir brauchen Gesetze, die alle Formen der Gewalt gegen Mädchen – auch solche im Namen von Tradition und Kultur – verbieten und strafrechtlich ahnden.
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