Welt-Mädchentag von New York über Nepal zu „Eine(r)-Welt-Stadt-Köln“

von archiv

Der 11. Oktober ist Weltmädchentag – das ist auch dem jahrlangen hartnäckigen Engagement des internationalen Kinderhilfswerkes „Plan International“ zu verdanken, das die Belange und Rechte von Mädchen als zentral in der Verbesserung der Lebenssituation der ärmsten Menschen der Welt erkannt hat und entsprechend handelt.

Aus diesem Anlass hatte die Plan AG Köln am Vorabend des Weltmädchentags in das VHS-Forum des Bezirksrathauses Köln-Mülheim geladen. Die zauberhafte Kölner Band „Die Miezen“ stimmte das Publikum mit einer coolen Mischung aus Soul, Rock und Jazz ein. „Die Miezen“ gibt es erst seit 2 Jahren – die talentierten Damen und sogar ein Herr schreiben ihre Songs selber und wechseln sich untereinander gerne auch mal bei Gesang und Instrumenten ab…

Die Vorsitzende der Kölner Plan AG, Veronika Keller-Lauscher, begrüßte die anwesenden Mädchen, Jungs, Frauen und Männer. Sie berichtete über die Arbeit der Kölner Plan Aktionsgruppe und des Netzwerkes „Eine-Welt-Stadt-Köln“. Plan setzt sich seit 2003 in Deutschland für Mädchen ein. Veronika Keller-Lauscher machte klar: junge Frauen sind stark
und können am meisten gegen Armut und fehlende Bildung tun. Mädchen können die Welt verändern und den Teufelskreis der Armut durchbrechen – dafür müssen sie und ihre Belange aber sichtbar werden!

Ingrid Haack, Landtagsabgeordnete der SPD, dankte Plan für den Einsatz bei der deutschen und internationalen Politik und bei den Vereinten Nationen für die Einführung des Welt-Mädchentags. Bildung sei der Schlüssel für die Verbesserungder Lebensumstände für Menschen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in den armen Ländern des Südens. Chancengleichheit und Teilhabe seien Ziele für alle Menschen überall. Leider seien Mädchen oft das schwächste Glied in diesem System. Deswegen verdienten sie eine besondere Aufmerksamkeit – und dafür sei das Engagement von Plan wichtig.

Eva-Maria Welskop-Deffaa, Ministerialdirektorin a.D., Vorsitzende des Verwaltungsrats des Europäischen Gleichstellungs-Referats in Vilnius, kritisierte die Situation in Deutschland und Europa: Die Gleichstellung für Mädchen und Frauen sei bis heute nicht erreicht und erschwere die für den demografischen Wandel erforderlichen Anpassungen.

Nicht nur in den armen Ländern Afrikas haben es Mädchen oft schwerer als Jungs: Genitalverstümmelung, Zwangsheiraten, Vorenthalten von Bildungschancen und Benachteiligung von behinderten Menschen seien auch ernste Probleme von Frauen in Deutschland. Anschließend wurde ein Film über die Kamalarimädchen in Nepal gezeigt. Das sind Mädchen, die, für wenig Geld von der eigenen Familie verkauft, wie leibeigene Haussklaven „gehalten“ werden. Plan engagiert sich für ein Ende dieser Praktik. Befreite Kamalarimädchen können durch Plan zur Schule gehen und einen Beruf lernen.

Marion Drache, Plan-Patin und Vorstandsmitglied der „Willi-Drache Stiftung“, erklärte das Paten-System von Plan am Beispiel des westafrikanischen Landes Guinea-Bissau. Sie lobte die Arbeit, die Plan nicht nur für die einzelnen Patenkinder, sondern auch für die gesamten Gemeinden in den Projektregionen leistet. Die Arbeit mit Mädchen werde dabei in den Vordergrund gestellt, da sie oft Opfer von Gewalt, Zwangsheiraten und dem Vorenthalten von Bildungschancen seien. Bildung führe zu mehr Gesundheit der Mütter, ihrer Kinder und damit der ganzen Gemeinde. Das Familieneinkommen steige und damit verbesserten sich viele andere soziale Faktoren der Betroffenen. Plan will erreichen, dass alle Mädchen für mindestens neun Jahre zur Schule gehen können. Der dann folgende Film über den Interkulturellen Mädchentreff“ in Köln zeigte die Arbeit des Vereins „Lobby für Mädchen“ und berichtete über zahlreiche Erfahrungen von Mädchen in dieser Einrichtung.

Frauke Mahr von „Lobby für Mädchen“ gab Einblicke in ihre berufliche Praxis und bemängelte, dass viele Mädchen in Köln keine ausreichende Unterstützung in dringenden Notsituationen und Krisen erhalten. Angebote fehlten – bestehende würden nicht ausreichend finanziert und stiefmütterlich von Politik und Gesellschaft behandelt. Oft herrsche der Eindruck vor, dass in der Mädchenarbeit bereits viele Ziele erreicht worden seien. Dies sei aber falsch – und belegte dies prompt mit zahlreichen Beispielen aus ihrer Praxis. Die Jungen seien die andere Seite der Medaille: seit vielen Jahren fordere sie mehr Jungenarbeit, um das Thema Geschlechtergerechtigkeit auch von dieser Seite voranzubringen. Das Thema Gleichstellung komme in der Jugendhilfearbeit oft gar nicht auf die Tagesordnung – und entsprechend dünn sei dann die Mittelvergabe für diesen Bereich.

Eines ihrer Ziele sei z.B. die Schaffung eines Abenteuerspielplatzes für Mädchen, um vorgefertigte Rollenbilder früh herauszufordern. Auch die Verbesserung der Statistik durch die stringente Erfassung der Eigenschaft „Geschlecht“ sei dringend notwendig und erfolge nicht ausreichend. Finanzielle Mittel würden aufgrund dieser fehlenden Erfassung oft überproportional für Arbeit mit Jungen ausgegeben. Veronika Keller-Lauscher bemängelte, dass Missstände in anderen Ländern in Deutschland gerne wahrgenommen und als verbesserungswürdig anerkannt würden – wenn aber ähnliche Missstände in Deutschland angeprangert würden, hieße es schnell: „Die Betroffenen sind doch selbst schuld!“. Diese Einstellung müsse sich dringend ändern.

Als letzte Rednerin stellte die Supervisorin und Coachin Obiageli Iszabella Njoku, Mitstreiterin bei „Eine-Welt-Stadt Köln“, die Plan-Kampagne „Because I am a Girl“ und das Kampagnenlied der Gruppe „Sisters“ vor. Sie hinterfragte Geschlechter-Stereotypen in der Erziehung und zeigte auch anhand ihrer eigenen Familiengeschichte die Wichtigkeit der Weitergabe von Frauen-Power an die nächste Generation.

Alle fünf Damen standen anschließend bei Selbstgebackenem (Danke Yasmina!) und fairgehandelten Getränken für Fragen bereit und die Gäste kamen noch einmal in den Genuss des musikalischen Könnens der „Miezen“. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Informationsmöglichkeiten an den Ständen von „Eine-Welt Stadt Köln“, „Lobby für Mädchen“ und von „Plan Deutschland“.

Fotos: Monika Alsbach, Text: Niels Fischer

Autor: archiv

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1 Kommentar zu “Welt-Mädchentag von New York über Nepal zu „Eine(r)-Welt-Stadt-Köln“”
    Bianca - AG Bonn sagt:

    Hallo Veronika,

    tolle Aktion die Ihr da gemacht habt und soviele Referentinnen! Glückwunsch!

    Liebe Grüsse aus der Nachbarstadt
    Bianca

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