Besuch bei meinem Plan-Patenkind Juliana auf Flores, Indonesien

von archiv

Heute, vor genau einem Jahr habe ich mein Patenkind Juliana auf Flores, Indonesien besucht. Ich habe versucht, den Tag mal aufzuschreiben, aber die Emotionen und Gefühle, die ich an dem Tag hatte, kann ich kaum in Worte fassen. Dennoch hoffe ich, dass ich Euch mit meinem Tagebuchauszug einen kleinen Einblick in diesen Tag geben kann. Für mich war es unbeschreiblich…

Auszug aus meinem Urlaubstagebuch
„Besuch bei meinem Plan-Patenkind auf Flores“

Montag, 14. Juli 2014

(…)

Flores, eine kleine Insel der zahlreichen Inseln Indonesiens, gehört zu den kleinen Sundainseln. Flores ist rund 15.175 km2 groß (354 km lang, maximale Breite 63 km) und hat etwas über eine Millionen Einwohner. Der Hauptort im Regierungsbezirk Sikka heißt Maumere und genau hier mache ich gerade eine Woche Urlaub. Ich habe mir ein Beachbungalow im Sea World Hotel Flores gemietet und bin begeistert. Meine Planung für die Woche? Ganz viel entspannen, ein bisschen was sehen. Aber der Hauptgrund für meinen Urlaub hier auf Flores ist Juliana, meine Patentochter von Plan International Deutschland. Der Besuch ist bereits seit Wochen geplant und ich freue mich schon riesig! Morgen treffe ich mich mit einem Plan Mitarbeiter, um ein paar letzte Details meines Besuchs zu klären.

(…)

Donnerstag, 17. Juli 2014

Heute ist es endlich soweit, ich besuche Juliana, ihre Familie und ihr Dorf! Ich bin schon total aufgeregt. Wie es wohl wird? Wie wird die Familie auf mich reagieren?

Um 08:00 Uhr werde ich von Oktavianus (Building Relationship Supervisor) und Herrn Moce abgeholt. Herr Moce ist heute mein Fahrer und wird uns den Tag zur Verfügung stehen. Wir fahren zunächst zum Büro von Plan Sikka. Dort angekommen stellt mich Oktavianus erst einmal allen Mitarbeitern vor. Ich werde von allen sehr freundlich begrüßt und ich fühle mich direkt wohl. Danach setzen Oktavianus und ich uns an den großen Besprechungstisch. Anhand einer kleinen Präsentation führt er mich kurz durch die Geschichte von Plan Sikka und erläutert mir dann die Hauptarbeitsgebiete des Programms (mehr Informationen zu Plan’s Sikka Programme Unit befinden sich am Ende des Tagebuchs). Zu den Aufgaben gehören u.a. die frühkindliche Betreuung und Entwicklung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Hygiene und der Schutz von Kindern. Die allgemeinen Informationen zu Plan überspringt er, schließlich kenne ich Plan ja inzwischen selbst ganz gut. Oktavianus zeigt mir dann noch einige Fotos an einer Fotowand und ich wundere mich immer wieder, was für Gefühle in einem geweckt werden, wenn man lachende Kinder sieht. Und ich merke wieder einmal, dass ich hier einfach richtig bin. Indonesien ist meine zweite Heimat und ich bin sehr froh, hier ein Patenkind zu haben. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl zu wissen, dass man mit einem kleinen Beitrag im Monat so viel Gutes bewirken kann und sei es einfach nur ein losgelöstes Kinderlachen und strahlende Augen.

Gemeinsam mit Yosefina V. Sofi, Building Relationship Assistant, fahren wir zu einem kleinen Laden namens Naga Bonar. 10 kg Reis, Eier, Kindermilchpulver und 10 Liter Speiseöl kaufe ich dort für Julianas Familie. Danach geht es zu einem weiteren Laden namens Mitra. Dort kaufe ich ein paar Haushaltsgegenstände und Spielsachen. Mein Einkauf: Besteck, Teller, Becher, zwei Legotüten und zwei Fußbälle für Julianas Brüder, einen großen Sack voll mit den kleinen Plastikbällen, die wir aus dem Kugelbad (z.B. bei IKEA) kennen und eine Puppe für Juliana. Die Ladenbesitzer haben sich über meinen Einkauf sehr gefreut. Alles in allem habe ich gerade mal knapp 50 Euro ausgegeben. Für den Einkauf ist das nicht viel. Alles in den Kofferraum gepackt und dann geht es endlich los zu Juliana.

Während der Fahrt wird viel geredet, schließlich wollte ich auch Yosefina ein wenig kennenlernen. Manchmal hatte ich aber auch etwas Zeit, mir die Landschaft anzuschauen. Wir fuhren eine ganze Weile über eine asphaltierte Straße, bis wir dann irgendwann links abgebogen sind und die Straße bald als solche nicht mehr zu erkennen war. Währenddessen erzählt Oktavianus mir, dass vor gar nicht allzu langer Zeit noch keine Autos zu Julianas Dorf hinkamen. Entweder hatte man einen Motorroller oder ein Pferd. Das kann ich mir irgendwie echt gut vorstellen und für einen kurzen Augenblick hatte ich den Wunsch, das Auto gegen Pferde einzutauschen. Rund eine Stunde fahren wir, dann sind wir auch schon da.

Wir wurden von der Julianas Familie und Verwandtschaft, dem Dorfoberhaupt und weiteren Plan Mitarbeitern begrüßt. Währenddessen bringt mein Fahrer bereits die ganzen Geschenke runter und die Lebensmittel direkt in das Haus. Das Haus ist eine einfache Holzhütte, einen Boden, so wie wir das kennen, gibt es nicht. Die Toilette und der Waschbereich befinden sich hinter dem Haus. Wir setzen uns alle vor die Hütte und ich fange an, die Geschenke zu verteilen. Juliana ist leider noch sehr schüchtern, sie versteckt sich die ganze Zeit hinter ihrem Papa. Ich hole das Mini Mouse Kleid, welches ich in Deutschland gekauft habe, aus meiner Tasche und gebe es Juliana, die inzwischen auf Papas Schoß sitzt. Ganz schüchtern will sie es erst gar nicht annehmen, aber Papa hilft dabei. Dann überreiche ich ihr die Puppe, die sie dann auch gleich an sich drückt. Einfach nur süß. Danach bekommt Valentino, der Bruder von Juliana einen Fußball und eine Tüte Lego von mir. Ich werde mit einem strahlenden Gesicht belohnt, trägt Valentino doch gerade ein Trikot mit dem Namen Lionel Messi. Selbstverständlich wird der Ball auch gleich ausprobiert. Plötzlich kommt Juliana auf mich zu. Irgendwas hat ihr Papa zu ihr gesagt und ich kann sie problemlos in meine Arme nehmen. Sie ist ein echter Sonnenschein und ich bin gerade überglücklich.

Juliana und ich_2

Francis Nordt mit Patenkind Juliana, Foto: Francis Nordt

Zwischenzeitlich lassen sich auch neugierige Kinder blicken und ich öffne den großen Sack mit den Plastikbällen. Auf meine Bitte hin nimmt Juliana jeweils zwei Bälle in ihre kleinen Hände und verteilt diese an die anderen Kinder. Die Kinder strahlen Juliana alle an und ich merke, dass dieser Sack voll Bälle ein echter Glücksgriff gewesen ist. Währenddessen wird im Inneren des Hauses der Tisch gedeckt. Es werden Milch und Kakao, Bananen und eine lokale Spezialität namens „Ohu“ serviert. „Ohu ai plungan“ ist eine traditionelle Speise der Region Sikka und wird aus Maniok, Kokosraspeln, Salz und getrockneten Sardellen zubereitet. Es schmeckt sehr ungewohnt und soweit ich mich erinnere, habe ich noch nie etwas mit Maniok gegessen. Tatsächlich musste ich dann auch erst einmal meinen Freund und Helfer Google fragen, was Maniok denn eigentlich ist. Und so habe ich dann wieder etwas dazugelernt. Währenddessen sitzt Valentino auf einer kleinen Anhöhe und sieht sich sein Lego genauer an, während Juliana anhand ihrer Puppe einer Freundin erzählt, wo denn die Nase ist, was Augen, Hände und Füße sind. Ich könnte der Kleinen den ganzen Tag zuschauen, so süß ist das Bild, was sich mir gerade bietet.

Nach dieser kleinen Stärkung gehe ich mit den Kindern raus zum spielen. Bälle schießen und fliegen hin und her und ich bräuchte gefühlt noch ein paar Dutzend Arme mehr, um alle Bälle gleichzeitig hin und her zu werfen. Aber mit ein paar Hand und Fußzeichen verstehen mich die Kinder auch so und werfen mir nicht mehr alle gleichzeitig ihren Ball zu. Meine Kleidungswahl (langer traditioneller Batickwickelrock) ist etwas unpassend zum Fußballspielen, aber irgendwie bekomme ich das trotzdem hin. Die Kinder sind glücklich und mir ist verdammt heiß. Das scheinen die anderen mitzubekommen, denn ich werde gefragt, ob ich eine Kokosnuss zum trinken haben möchte. Dankend nehme ich das Angebot an, ohne zu wissen, dass die Kokosnuss erst noch von der Palme geholt werden muss. Mist, das wollte ich ja nun nicht, dass jemand nur für mich diese Palme hochklettert. Doch ehe ich mich versah, saß der Mann bereits ganz oben auf der Palme. Sekundenschnell ist der Mann die Palme hochgeklettert, um mir eine gute Kokosnuss auszusuchen. Und schon viel die erste runter und ich ging mit Juliana auf dem Arm ein paar Schritte zurück. Kurz darauf viel eine zweite herrunter und Juliana und ich teilen uns die leckere Kokosnussmilch.

Kurz darauf wurden wir alle wieder zum Essen an den Tisch gebeten. Typisch Indonesien, es wird gefühlt immer gegessen. Es gab Reis, Hühnchen, gebratenen Fisch und „Mage Wair“, wieder eine lokale Spezialität. „Mage Wair“ ist eine lokale Suppe, bestehend aus Fisch, Säuren und Kräutern, wie Knoblauch, Zwiebeln, Kurkuma, Ingwer, Tamarinde, Basilikum, Pfeffer und Salz. Während wir gegessen haben, kam auch Michael, ebenfalls Julianas Bruder aus der Schule zurück. Natürlich bekam auch er gleich das Lego und den Fußball. Zusammen mit Freunden schaut er sich erst einmal das Lego an und was man damit alles machen kann. Ich scheine die richtigen Geschenke mitgebracht zu haben. Nach einer kurzen Erholungspause ging es dann wieder vor das Haus zum spielen. So viel Spaß hatte ich schon sehr lange nicht mehr.

In der Zwischenzeit wurde Juliana von ihrer Mama hübsch gemacht und ihr wurde das Kleid, welches ich mitgebracht habe, angezogen. Es passt perfekt. Wir machen ein paar Familienfotos zur Erinnerung und haben dabei jede Menge Spaß. Danach fahren wir, das heißt Oktavianus, Yosefina, Valentino, Juliana, eine ihrer Freundinnen und ich in das Dorfzentrum, wo gerade eine Versammlung stattfand. Ich durfte mich mit Juliana ganz nach Vorne setzen, dort, wo auch die Sprecher standen. Die Versammlung wurde eröffnet und dann erhielt Oktavianus das Wort. Ehe ich mich versah bat er mich, dass ich mich doch bitte selbst kurz vorstellen möge. Schreck lass nach, damit habe ich ja nun nicht gerechnet. Mit meinen paar Brocken Indonesisch konnte ich mich dann jedoch kurz vorstellen, bevor ich ins Englische wechselte und Oktavianus für mich übersetzt. Dann gab er den Menschen kurz die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die auch prompt genutzt wurde. Ob ich denn einen Freund hätte, wollte jemand wissen. Nachdem das Gelächter abgeklungen war, verneinte ich die Frage und beantwortete noch zwei, drei weitere Fragen, bevor Oktavianus die Vorstellungs- und Fragerunde beendete und die Versammlung offiziell weitergehen konnte. Wir verließen die Versammlung und gingen auf ein Nachbargebäude zu. Oktavianus erzählte mir, dass das das Gesundheitszentrum sei, welches mit Hilfe von Plan 2003 erbaut werden konnte. Danach fuhren wir noch ein Stück weiter zur Highschool und dem Kindergarten, die ebenfalls mit der Unterstützung von Plan erbaut werden konnten. Es ist schön zu sehen, dass das Geld für die Patenschaft auch wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird. Und vor allem, dass es sinnvoll eingesetzt wird. Und wieder weiß ich, warum ich mir Plan als Patenschaftsorganisation ausgesucht habe und nicht eine andere.

Juliana und ich

Francis Nordt mit Patenkind Juliana, Foto: Francis Nordt

Dann bemerkt Yosefina die Kinder, die sich hinter einer Gebäudeecke verstecken. Wir versuchen sie zu uns zu holen, doch sie trauen sich nicht. Aber wir geben nicht auf und nach und nach kommen einige von ihnen und setzten sich zu uns. Yosefina erzählte den Kindern, wer ich bin und dass wir gerne ein Foto machen möchten. Wir heben alle die Hand für die Because I am a Girl – Kampange „Raise Your Hand“ und so entstehen noch ein paar weitere schöne Erinnerungsfotos. Zu bald schon sitzen wir wieder im Auto und fahren zurück zu Julianas Familie.

Jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich möchte gar nicht weg von hier und von Juliana. Ich hab die Kleine in der kurzen Zeit schon echt ins Herz geschlossen und es fällt mir sehr schwer, zum Abschluss noch Worte zu finden. Ich bedanke mich für die herzliche Aufnahme und die Gastfreundschaft der Familie und verspreche, bald wiederzukommen.

Ich werde zurück zu meinem Hotel gefahren und dort verabschiede ich mich von Yosefina, Oktavianus und dem Fahrer. Auch Ihnen verspreche ich, bald wiederzukommen und dass wir in Kontakt bleiben. Schließlich hat Yosefina noch ganz viele Fotos, die sie mir zukommen lassen will. Es war ein ereignisreicher Tag, den ich auf Garantie nicht vergessen werde. So viele Eindrücke, Gefühle und Emotionen…doch schon bald gehe ich schlafen. Morgen muss ich ganz früh aufstehen, denn ich fahre zum Vulkan Kelimutu. Um 5:00 Uhr soll es schon losgehen. Ich hab’s ja gesagt: Mit Ausschlafen im Urlaub wird nichts…

Kelimutu

Francis Nordt am Vulkan Kelimutu; Foto: Francis Nordt

P.S.
Das Urlaubstagebuch wird auch bald fertig sein. 🙂

Autor: archiv

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2 Kommentare zu “Besuch bei meinem Plan-Patenkind Juliana auf Flores, Indonesien”

    Liebe Francis,
    Vielen Dank für diesen eindrucksvollen Bericht, der mich sehr berührt hat. Beim Lesen kriegt man richtig Lust, das eigene Patenkind zu besuchen.
    Ich wünsche dir noch viele schöne Erlebnisse mit deiner Juliana.
    Liebe Grüße aus Braunschweig
    Katrin

    Jutta Nixdorf sagt:

    Liebe Francis,

    danke für den schönen Bericht über Deinen Besuch auf Flores. Ich freu mich darüber zu lesen, da wir in 2014 auch unser Patenkind auf Flores besucht haben.
    die Organisation war sehr gut und wir haben unser 18jähriges Patenkind Veronika von der Schule abgeholt, die wir uns natürlich auch angesehen haben. Wir wurden von den Erwachsenen sehr freundlich begrüßt und rum geführt, von den Kindern wurden wir als Attraktion bestaunt.
    Die Fahrt zu Veronikas Dorf war ähnlich wie die von Dir beschriebene und dann kommen wir nach ca. 2 Stunden Fahrt im Dorf an, wo wir von der Familie, den Dorfbewohnern und dem Bürgermeister in Uniform begrüßt wurden. Nach Gesprächen im Haus, einem Mittagessen und einer kleinen Gesangsaufführung kam mein Sohn auf die Idee, dass wir der Familie eine Ziege schneien könnten. Da wurde nicht lange gefackelt. Zwei Bewohner fuhren mit dem Moped ins nächste Dorf, wo sie eine Ziege kauften. Veronika taufte sie Manis, was „süß“ bedeutet. Manis war schwanger und seit November 2014 müssten ein oder zwei Zicklein dort rum springen.
    Leider ist Veronika sehr scheu, so dass sie uns keine Nachricht zu den Zicklein geschrieben hat. Octavianus hoffte, dass er Veronika damit ans Internet heranführen könnte. Doch das ist dort eine sehr fremde Welt.
    Wir haben den Aufenthalt sehr genossen.
    Jetzt haben wir ein neues Patenkind, das noch klein ist. Auch hier sind wir gespannt, was wir von dort alles erfahren und ob wir auch dieses Patenkind irgendwann besuchen werden.

    Viele Grüße aus Marburg
    Jutta

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